CDs
I
NEUES
AUS
DER MUSIKWELT
Righteous Babe CD
(5V)
Auch als LP erhältlich
Der Titel - der berühmte Pete-See-
ger-Song in einer Coverversion zu
neuer Kenntlichkeit „verfremdet“ -
signalisiert die Richtung. Es handelt
sich hier um ein neumodisches Pro-
test-Album wie auch die letzten von
P| Harvey und Ry Cooder: reflektier-
terer Protest als zu Zeiten eines Phil
Ochs, in seiner Verbindlichkeit ein
nicht minder heftiger. Deswegen
wollte Ani DiFranco aus den während
der letzten drei jahre geschriebenen
Songs nach dem schon sehr ver-
zweifelt klingenden „Life Boat“
trotzdem unbedingt auch das un-
verblümt bekennende Liebeslied
„Hearse“ präsentieren.
f.
Sch.
Jeffrey Foucault
COLD SATELLITE
CRS/In-Akustik CD
Jeffrey Foucault ist bekennender
John-Prine-Fan (von Prine-LPs sei-
nes Vaters lernte er das Spiel auf der
Gitarre), Lisa Oistein wird unter Ken-
nern für ihre Poesie geschätzt. Auf
die Idee, unveröffentlichte Gedich-
te und Text-Fragmente der mit ihm
befreundeten Miss Oistein zu „ver-
tonen“, kam Foucault vor drei Jah-
ren. Das mit befreundeten Spezln
(alle renommierte Cracks!) einge-
spielte Ergebnis ist für so eine Art
von Projekt ausnahmsweise über
zeugend gelungen: bei lyrischen
Balladen ebenso wie beim poeti-
schen „Twice I Left Her“ und munter
rausgehauenen Keith-Richards-Riffs
(„Voices Talking“).
F. Sch.
Katja Maria Werker
MITTEN IM STURM
Stockfisch/In-Akustik CD
(48')
Auch als LP erhältlich
Eine Premiere: Zum ersten Mal gibt
das Stockfisch-Label einer deut-
schen Liedermacherin eine Chance,
und Katja Werker ergreift die mit bei-
den Händen. Im optimal ausgestat-
teten Northeim-Studio hat sie ein
wunderbar transparent klingendes
Akustikfolk-Album aufgenommen.
Neben eigenen Befindlichkeitslie-
dern lässt die Autodidaktin auch mit
mehreren herrlichen Covers aufhor-
chen. So verwandelt sie etwa Stop-
poks „Aus dem Beton“ in ein zau-
berhaftes Unplugged-Stück, und
„Vom selben Stern“ von Ich + Ich
drückt sie mit nonchalanter Stimme
ebenfalls ihren Stempel auf.
hake
POP
„Produced by Kate Walsh“ ist im
Kleingedruckten zu lesen, aber trotz-
dem irreführend: Produziert haben
das die beiden Tonmeister, die mit
ihrem konsequenten close-miking
und mit der Abmischungden intimen
Charakter dieser durchweg live im
Studio musizierten Songs ganz wun-
derbar unterstreichen. Das passt zu
diesen höchst verinnerlichten (Lie-
bes)Liedern absolut perfekt - wie
auch die gelegentlich am Cello be-
gleitende Jocasta Whippy. Mehr
noch als die zu eigener Pianobeglei-
tung betören die zur Akustikgitarre
gesungenen Songs, allen voran das
hemmungslos verliebte „He Is A
Bird".
F.Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★ ★ *
KLANG ★ ★ ★ ■ <
MUSIK ★ ★ ★ *
KLANG ★ ★ ★ ★ y
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Eigenwillig
Chaflie Winston und sein
neues Werk „Running
Still“
Es heißt, Charlie Winston könne sich
in Frankreich nicht mehr ohne Body-
guards bewegen, seit ihn sein Hit
„Like A Hobo“ dort vor gut drei Jah-
ren zum Star gemacht hat. Erstaun-
licherweise stürzt sich keiner auf
ihn, als er in Begleitung seines Ma-
nagers ein Pariser Hotel betritt. Er
lacht - und erklärt: „Ich werde nicht
ständig von kreischenden Mädchen
verfolgt. Diese ganzen Gerüchte sind
völlig haltlos.“
Vielleicht werden sie erfunden,
weil der Brite der Klatschpresse
sonst wenig Futter bietet. Er will
nicht sich vermarkten, sondern al-
lein seine Musik. Für seine neue CD
„Running Still“ hat er
1 3
eigenwilli-
ge Lieder aufgenommen: „Meine
Texte sind ja recht melancholisch.
Deswegen wollte ich unbedingt kräf-
tigere Rhythmen dagegensetzen.“
Bei „(Where can I buy) Happiness“
verdichten sich ungewöhnliche Ak-
kordstrukturen, Beats und ein trei-
bendes Schlagzeug zu einem atmo-
sphärischen Klangbild. „Wild Ones“
zitiert überbordenden Bluesrock.
„The Great Conversation“ basiert auf
Beethovens „Mondscheinsonate“.
„Until You're Satisfied“ verzaubert
konsequent mit Funk-Pop im Stil der
8 0
er Jahre. „She Went Quietly“ hat
herzzerreißende Pianoballadenmo-
mente zu bieten. Bei „Speak To Me“
ist allein Winstons Stimme der Mo-
tor - dieses Lied erinnert irgendwie
an seinen Mentor Peter Gabriel, auf
dessen Label er sein Debütalbum
„Make Way“ veröffentlichte.
Sein zweiter Langspieler „Hobo“
führte den
3 3
-Jährigen dann euro-
paweit direkt in die Charts. Bloß in
seiner Heimat England hat er er-
staunlich wenig Erfolg. Diese Fest-
stellung bringt den Sohn des
6 0
er-
Jahre-Folkduos Jeff & Julie kein biss-
chen aus der Ruhe: „Das stört mich
überhaupt nicht. So kann ich in
Großbritannien relativ anonym blei-
ben und werde nicht von unserer
gnadenlosen Presse verfolgt.“
Dagmar Leischow
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG
'k 'k 'k i
Neuer Stern am Singer/Songwriter-
Himmel: Charlie Winston. Sein neu-
es Alhum ist auch als LP erhältlich
Jeff Cascaro
THE OTHER MAN
Herzog Reords/Edel CD
Auf seinem Debüt „Soul Of A Singer“
demonstrierte er bereits vor fünf Jah-
ren sein Vorliebe für den Motown
Sound der
7 0
er. Mit „The Other
Man“ legt der z,
3
-jährige Dozent für
Jazzgesang an der Weimarer Musik-
hochschule bereits sein drittes Al-
bum vor. Bis auf eine respektable Co-
verversion von Al Greens „Let’s Stay
Together“ stammen alle Songs aus
eigener Feder. Der gebürtige Bochu-
mer, der bereits mit den Fantasti-
schen Vier oder Titl Brönner arbeite-
te und sich als Gesangs-Coach bei
DSDS verdingte, verbeugt sich hier
vor Marvin Gaye, Bill Withers & Co.
Jeff Cascaro - ein solider Soulman.
WZ
MUSIK ★ ★ y
KLANG ★ ★ ★ ★
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
3/2012 STEREO 123